Frühe Egoshooter und Strategiespiele waren, auch wenn man manche von ihnen erst ab 18 Jahren spielen durfte, wirklich noch Spiele im klassischen Sinn. Doom hatte eine comicartige Optik und war trotz der Massen an Blut und Schockmomenten eher humorvoll gestaltet, Warcraft 3 etwa oder auch Counter Strike waren eher überspitzte Darstellungen gewisser Fantasywelten als realistische Spiele. Doch seit der Jahrtausendwende gab es einen Gegentrend, durch den immer mehr Spiele reale Konflikte thematisierten und immer ärger in Richtung echter Gefechte tendierten. Woran lag das?
Der 11. September im Computerspiel
Auch wenn die Ereignisse um 9/11 und die anschließende Intervention in Afghanistan nicht direkt in PC-Spiele eingebunden wurden, hatten sie einen massiven Einfluss auf die Computerspieleindustrie. Es gibt Kriegsspiele schon seit über 200 Jahren, doch diese waren für Militärs konzipiert, die reale Schlachten in Szenarien durchspielen sollten. Heute aber sind Computerspiele vor allem zur Unterhaltung gedacht. Aber warum will man die gruseligen Nachrichtenbilder von blutigen Kämpfen in Afghanistan, Irak oder Syrien denn nachspielen?
Eine Bewältigung der Realität
Mit Sicherheit ist das Spielen dieser Szenarien eine Art Bewältigungsstrategie. Der Krieg, der zwar real ist, kann nachgespielt und auf Seiten der Guten gewonnen werden. Diese Fantasie begeistert nicht nur Jugendliche, sondern scheinbar auch junge Erwachsene. Auch drückt sich ein politisches Interesse aus. Maßgebend war hierfür etwa das Spiel Far Cry 2, bei dem der Spieler einen afrikanischen Staat von marodierenden Söldnern befreien musste – kein Egoshooter hat jemals mehr zur Entwicklungshilfe aufgerufen und damit so viele Millionen Spieler erreicht wie dieses.
Ein Ende des Trends?
Mittlerweile sind Militärshooter wie Battlefield oder Call of Duty zwar noch beliebt, aber die Industrie wendet sich immer mehr den bunten Szenarien mit fantastischen Elementen zu. So fehlen blutige Szenarien und realitätstreue Gefechte in Spielen wie Fortnite oder PUBG. Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass wir den Krieg im kollektiven Gedächtnis bewältigt haben. Oder dafür, dass wir uns zunehmend vor ihm fürchten.